Srbi - popularni u Dojcland-u.
Bora_Boric
(turista)
14. фебруар 2012. у 03.44
Mnogo smo ovih dana popularni u Svabiji: 5.02.12.g. „Tatort” o zlim Srbima u zemlji potomaka Adolf Hitlera; pa filmski festival u bivšem mestu prebivalista doticnog, pa Dragojevic u danasnjem „Spiegel-Online” (vidi dole). zašto bre ne pišu ništa o Filipu Filipovicu i zlatnoj medalji naših vaterpolista, koju smo osvojili u zemlji lala & droge?
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SPIEGEL ONLINE
14. Februar 2012, 05:53 Uhr
Kino-Komödie „Parada”
„Ich habe einen Film für Schwulenhasser gemacht”
Ein brutaler Veteran des Jugoslawien-Kriegs setzt sich für eine Schwulenparade ein: Aus diesem Stoff hat Srdjan Dragojevic die Komödie „Parada” gemacht. Im Interview erklärt der Serbe, woher die Homophobie in seiner Heimat kommt - und was das mit der nächsten sozialistischen Revolution zu tun hat.
Es war der Überraschungshit 2011 auf dem Balkan. Mit seiner Komödie „Parada” hat der serbische Regisseur Srdjan Dragojevic über 500.000 Zuschauer in die Kinos der Region gelockt. Das erstaunt vor allem angesichts der Handlung: „Parada” handelt von einem schwulen Paar, das in Belgrad trotz massiver Widerstände durch rechte Schläger, aber auch von staatlicher Seite, eine Gay Pride Parade abzuhalten versucht. Dass ausgerechnet ein brutaler Kriegsveteran zum Garanten ihrer Sicherheit wird, gehört zu den vielen absurd-komischen Wendungen des Films. Auf der Berlinale stellte Regisseur Dragojevic seinen Film dem Weltpublikum vor.
SPIEGEL ONLINE: Herr Dragojevic, Sie haben es als Ihre „Bürgerpflicht” bezeichnet, diesen Film zu machen. Was meinen Sie damit genau?
Dragojevic: Ich weiß, das klingt etwas pompös. Ich glaube aber fest daran, dass man mit Kunst die Einstellungen der Menschen verändern kann. Aus diesem Grund mache ich meine Filme auch für die sogenannten einfachen Leute. Viele Filmemacher, besonders die großen US-Studios, unterschätzen die Intelligenz ihres Publikums. Dabei sind die meisten Zuschauer offener und intelligenter, als man denkt.
SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie, dass Sie mit „Parada” die Einstellungen der Menschen verändert haben?
Dragojevic: Ja, mit dem Film habe ich tatsächlich fast alle Ziele, die ich mir gesteckt hatte, erreicht. Ich wollte möglichst vielen Leuten zeigen, wie die Mehrheitsgesellschaft Minderheiten behandelt, und das ist mir gelungen. Allein in Serbien haben rund 330.000 Menschen den Film gesehen. Davon ist die Mehrheit nach meiner Meinung schwulenfeindlich. Dennoch waren die Reaktionen fast durchweg positiv. Ein Freund hat mir erzählt, dass sein Teenager-Sohn schlecht gelaunt nach Hause kam, nachdem er „Parada” gesehen hatte. Er hätte den Film scheiße gefunden, erzählte der Junge - weil er Schwule jetzt nicht mehr hassen könne. Für diese Leute habe ich den Film gemacht.
SPIEGEL ONLINE: Der Film war nicht nur in Serbien erfolgreich, sondern in der gesamten Balkanregion. Wie erklären Sie sich das?
Dragojevic: Ich glaube, „Parada” wird nicht als serbische, sondern als jugoslawische Produktion wahrgenommen. Später im Film sammelt der Veteran Limun ja Kriegsgefährten aus allen ehemaligen jugoslawischen Republiken ein. Diese Art von Versöhnung erlebt man zurzeit verstärkt. Letztens lief im slowenischen Fernsehen eine Sendung, in der kroatische und bosnische Kriegsveteranen Geld für ihre serbischen Kollegen gesammelt haben, weil deren Pension nicht reicht. Das muss man sich mal vorstellen! Was wir erleben, ist das eigentliche Ende des Kriegs.
SPIEGEL ONLINE: Nach Ihrem Film zu schließen, scheint Schwulenhass das Einzige zu sein, was den Balkan vereint.
Dragojevic: Da steckt ein Körnchen Wahrheit drin. Der Film spielt ja auch mit diesem Ressentiment und macht es sich zunutze. Was die Leute aber wirklich vereint, ist es, ein gutes Herz zu haben.
SPIEGEL ONLINE: Wie ist es dazu gekommen, dass sich Homophobie in Serbien und der gesamten Region ausgebreitet hat und so militant geworden ist?
Dragojevic: Das ist eine komplexe Entwicklung, aber wenn ich es vereinfacht sagen müsste, dann liegt es an der Angst und der Verzweiflung der Leute angesichts ihrer ökonomischen Situation. Viele junge Menschen haben erlebt, wie ihre Eltern nach dem Krieg ihre Arbeit verloren haben. Gleichzeitig sind die Neureichen aufgestiegen und haben sich Unternehmen und Medien einverleibt. Um von der krassen Umverteilung und Ungerechtigkeit abzulenken, befeuern die Neureichen den Hass auf vermeintlich weiche Ziele, zum Beispiel auf Schwule und Lesben.
SPIEGEL ONLINE: Ist politisch-ökonomischer Wandel demnach das Wichtigste, was die Stellung von Minderheiten auf dem Balkan verändern könnte?
Dragojevic: Absolut, ich hege große Hoffnungen auf eine neue sozialistische Revolution. In Griechenland wird es losgehen, im Jahr danach sind wir dran. Zu Zeiten des Kalten Kriegs wurde die ehemaligen Ostblock-Staaten wie Geiseln gehalten. Jetzt merken die Leute, dass es ihnen im Kapitalismus nicht besser geht. Das wird nicht ohne Folgen bleiben. Als nächstes werde ich deshalb auch einen marxistischen Thriller drehen und „Das Stachelschwein” von Julian Barnes (eine Novelle über das Gerichtsverfahren gegen einen fiktiven sozialistischen Staatschef, Anm. der Red.) verfilmen.
SPIEGEL ONLINE: Lässt sich ein marxistischer Film am Ende sogar leichter machen als ein schwulenfreundlicher? Dem Vernehmen nach war die Finanzierung von „Parada” sehr kompliziert.
Dragojevic: Das ist sie auch bei „Das Stachelschwein”. Eigentlich wollte ich den Film schon 2004 machen, aber das passte nicht zum Zeitgeist. Damals hatten die meisten noch das Gefühl, dass der liberale Kapitalismus alles richten werde. Seit der Finanzkrise hat ein generelles Umdenken eingesetzt, und die Unterstützung für mein Projekt ist gewachsen.
SPIEGEL ONLINE: Mit dem Kriegsveteran und brutalen Macho Limun haben Sie in „Parada” einen sehr ambivalenten Charakter geschaffen, der trotzdem als Identifikationsfigur zu funktionieren scheint. Wie erklären Sie sich das?
Dragojevic: Wie so viele von uns ist er ein Wendeverlierer. Eben noch war er ein Kriegsheld, jetzt arbeitet er bei einem heruntergekommenen Sicherheitsdienst und muss Roma-Lager räumen. Mit diesem Abstieg können sich viele identifizieren. Außerdem ist er ein romantischer Held: Aus Liebe zu seiner Frau wirft er seinen Schwulenhass über Bord und setzt sich für die Sicherheit der Gay Pride Parade ein.
SPIEGEL ONLINE: Viele linke Kritiker werfen Ihnen vor, mit „Parada” nicht weit genug gegangen zu sein und zum Beispiel keinen Kuss zwischen dem schwulen Paar Mirko und Radmilo zu zeigen.
Dragojevic: Hätte ich einen Kuss gezeigt, hätte ich Tausende von potentiellen Zuschauern verprellt. Wir haben aber genug Vertrautheit und Zärtlichkeit zwischen den beiden im Film, um klar zu machen, dass sie ein echtes Liebespaar sind. Außerdem bin ich ein schüchterner Mensch, der auch keine expliziten Liebesszenen zwischen heterosexuellen Paaren mag.
SPIEGEL ONLINE: An anderen Stellen halten Sie sich aber nicht so sehr zurück und gehen voll auf die Klischees - zum Beispiel wenn Sie Radmilo beim Tee trinken zeigen und er automatisch seinen kleinen Finger affektiert spreizt.
Dragojevic: Klischees liegen für mich nah dran an Archetypen, also Urbildern, die sich der Mensch von sich selbst gemacht hat. Als studierter klinischer Psychologe glaube ich, dass man sich diese Archetypen zunutze machen kann und sie im Sinne von positiver Manipulation dazu einsetzen kann, Vorurteile abzubauen. Das Spiel mit Klischees ist übrigens eine Technik, die schon Shakespeare oder Molière angewandt haben.
SPIEGEL ONLINE: Der Film endet mit einer sehr dramatischen Szene und den aufwühlenden Zahlen, dass die Belgrader Gay Pride Parade 2010 von 5600 Polizisten vor 6000 Hooligans geschützt werden musste und es dennoch zu über 200 Verletzten kam. Warum haben Sie „Parada” als Komödie erzählt?
Dragojevic: Mir hätte ein Drama über die schwierige Situation eines schwulen Paares in Belgrad als Regisseur künstlerisch nicht nahe gelegen. Aber es war auch eine bewusste Entscheidung, denn mit einem Arthouse-Drama hätte man den Film in ein selbstgeschaffenes Ghetto gesteckt. Genau das wollte ich nicht. Deshalb habe ich einen Film für Homophobe mit einer lustigen, aber eindeutigen Botschaft gedreht.
Das Interview führte Hannah Pilarczyk